Verfahren und Anwendung apparativer Partitur- und Musiksynthese

MA-Seminar (MuWi): Computergestützte Musikanalyse

Golo Föllmer

In dieser Veranstaltung betrachten wir apparative Verfahren der Erzeugung von Partituren, Klängen und Musik. Dazu zählen historisch zuerst mechanische und später elektronische Vorrichtungen, die autonom musikalische Strukturen zur Steuerung automatischer Klangerzeuger generieren. Mit der Digitalisierung treten prominent Computer-Algorithmen hinzu, die Partituren oder gleich erklingende Kompositionen herstellen. Darunter sind auch komplexere Systeme, die mittels eines Listener-Moduls in Echtzeit auf musikalische Handlungen von Menschen oder anderen ›Datenquellen‹ reagieren und die maschinellen Klangaktionen dynamisch daran anpassen können.

Solche Verfahren beruhen in der Regel auf analytischen Daten und Vorschriften, wie diese Daten strukturgenerierend zu verwenden sind. Damit fußt apparative Musik auf ähnlichen oder gar denselben Daten wie verschiedene Verfahren computergestützer Musikanalyse, die parallel im anderen Seminar desselben Moduls untersucht wird. Sie verwendet diese Daten aber komplementär zu jener nicht zu analytischen Zwecken, sondern transformiert sie in neue musikalische Daten. Könnte man hier von Sonifikation von Musik sprechen?

Das Feld apparativer Musik geht aber über die damit skizzierten Steuerungskonzepte hinaus. Diverse musikalische Verfahren verfolgen gerade nicht (wie die oben genannten) das Ziel, eine vorgefasste musikalische Ästhetik apparativ umzusetzen, sondern sollen ganz im Gegenteil die Eigenlogik technischer Systeme artikulieren und dadurch Musik entstehen lassen, die keiner menschlichen, sondern einer mechanischen, elektronischen, digitalen oder anderweitig trans- oder posthumanen Ästhetik folgt. Das Konzept des Apparativen wird an der Stelle auf Konzepte erweitert, die biologische oder etwa klimatische Daten in Musik transformieren.

Die Lehrveranstaltung findet zu größeren Teilen als Seminar mit theoretischen und anwendungspraktischen Elementen statt. So sollen einfache mechanische, elektronische und computergestützte Apparate zur Musiksynthese nach existierenden Anleitungen erstellt und praktisch erprobt werden, u.a. mit Verfahren und Bausätzen zum elektronischen Hardware Hacking und zur Erzeugung algorithmischer Systeme in den Programmen Max/MSP oder pd.

Erprobung einer im Seminar selbst gebauten ›Aeolsharfe‹