BA-Seminar (MuWi): Musikpsych. und musiksoz. Aspekte des Musikhörens und Musizierens
Golo Föllmer
Hören wird als ein höchst individueller Prozess verstanden, bei dem Zusammenhänge und Sinn von den Hörer:innen aktiv konstruiert werden und in hohem Maße vom Kontext der Hörsituation abhängen. Auf Grundlage soziologischer, medienwissenschaftlicher, kommunikationstheoretischer, phänomenologischer, anthropologischer, psychologischer u.a. Befunde soll in diesem Seminar das musikalische Hören als ein Hören im medialen Kontext in verschiedenen Teilaspekten beschrieben werden.
Dabei betrachten wir historische Befunde, wie Musik und die Umwelt in verschiedenen Epochen gehört wurden, wie sich die moderne Welt dem Ohr darbietet und welche unterschiedlichen Hörhaltungen eingenommen werden können. Wir befassen uns mit akustischer Ökologie, mit dem Hören in verschiedenen medialen Konstellationen wie z.B. im Film, im Radio und in der mobilen Alltagsbegleitung.
Wir reflektieren die Idee, dass jedes Hören Ausdruck eines bestimmten Verhältnisses zur Welt und damit politisch ist, weil es gesellschaftliche Verhältnisse und Relationen zwischen Mensch und Umwelt ausdrückt und als solches gelernt ist und vllt auch umgelernt werden werden kann. Und wir überlegen, welche Höranforderungen unterschiedliche Medien und unterschiedliche Arten von Musik an die Rezipienten stellen und inwiefern die Anforderungen von sozialen Kontexten abhängig sind. Themen sollen dabei in Abstimmung mit den Teilnehmer:innen auch aktuelle Fragen einschließen wie z.B. das Hören aus postkolonialer, diverser oder posthumaner Perspektive.
Um unsere Fragen zu klären, werden wir in Ergänzung der theoretischen und historischen Quellen Hörversuche an uns selbst durchführen, z.B. in Form eines Hörtagebuchs oder eines Experiments mit einem mobilen ›Hörgerät‹ (formerly known als walkman). Das Seminar ist interdisziplinär angelegt und bringt Perspektiven aus Musikwissenschaft, Medienwissenschaft und Sound Studies zusammen.