Klavier-Orchestrion digital erforschen

Symposium im GRASSI-Museum für Musikinstrumente

20. September 2024

Eine Kooperation des Musikinstrumentenmuseums des Instituts für Musikwissenschaft an der Universität Leipzig und der Abteilung Musikwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Ort: GRASSI Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig, Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig

Veranstalter:innen:

PD Birgit Heise, Leipzig (bheise[at]uni-leipzig.de) und Prof. Dr. Golo Föllmer, Halle (golo.foellmer[at]musikwiss.uni-halle.de)

Orchestrions digital

Unter klangvollen Namen wie Pepita, Vindobona oder Universal eroberten Klavier-Orchestrions aus Leipziger Fabriken zwischen 1900 und 1930 die Tanzsäle, Caféhäuser und Ausflugslokale in aller Welt. Per Geldeinwurf konnte sie der Gast selbst in Gang setzen. Die Wirte verfügten über eine Auswahl an gefragten Musiktiteln auf Papierrollen, die sich recht einfach auswechseln ließen.

Ein grundsätzliches Problem stellt heute die Tatsache dar, dass es eine riesige Fülle von solchen Notenrollen, jedoch wenige sehr gute Abspielgeräte gibt. Daher ist das Digitalisieren jener Tonträger – verbunden mit der Möglichkeit, die Musik auf dem Bildschirm quasi sichtbar zu machen und anhören zu können – in den Fokus der Forschung gerückt. Die hier gespeicherte Musik bietet relevante Erkenntnisse zu Fragen des Tempos, zur Art des Arrangierens für Tanzkapellen u.v.m. Für dieses Projekt stellte Jost Mucheyer ein Hupfeld Sinfonie-Jazz-Orchestrion aus seiner Sammlung in Elstertrebnitz zur Verfügung.

Symposium mit Workshop zum Digitalisieren von Orchestrion-Rollen

Ein Orchestrion ist ein automatisches Musikinstrument, das in der Lage ist, den Klang eines ganzen Orchesters nachzuahmen. Es wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert populär und funktioniert durch das Abspielen von perforierten Papierrollen oder Bändern, die den Klang von verschiedenen Instrumenten steuern. Diese historischen Meisterwerke vereinen Klaviere, Blasinstrumente, Schlagzeuge und andere Instrumente in einem einzigen Gerät.

Wir laden herzlich zu unserem Symposium ein, das sich der faszinierenden Welt der Orchestrions widmet. Im Mittelpunkt steht ein Workshop zur Digitalisierung von Orchestrion-Rollen, der von engagierten Studierenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Universität Leipzig mitgestaltet wurde. Die Studierenden haben sich intensiv mit den historischen Hintergründen des Orchestrions beschäftigt und erforscht, wie die Klänge der verschiedenen Instrumente aufgenommen und digitalisiert werden können, um sie für die Nachwelt zu bewahren.

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Programm

9.30 Begrüßung durch Stefan Hindtsche, Direktor des Museums

9.35 Birgit Heise (Leipzig): Leipziger Orchestrions im Umfeld der neuen Medien ihrer Zeit

10.15 Jens G. Papenburg (Bonn): Lautsprechersysteme der 1930er Jahre: Konkurrenz für Klavier-Orchestrions?

11.00 Kaffeepause

11.30 Steffen Just (Bonn): Notenrollen digital berechnen: Rhythmus- und Zeitmuster auf gelochten Papierstreifen

12.15 Sebastian Bausch (Bern): Die Problematik spezieller Betonungssysteme anhand der DEA-Rollen von Hupfeld

13.00 Mittagspause

14.30 Marc Widuch (München): Digitalisierung von Notenrollen – Aspekte der Bestandssicherung und Authentizität

15.10 Golo Föllmer (Halle): Digitale Emulation als erfahrungspraktischer Zugang zu materieller Musikkultur

15.45 Kaffeepause

16.00 Workshops: „Orchestrions digital erforschen“

Aiko Herrmann (Leipzig)
Das Sinfonie-Jazz-Orchestrion der Sammlung Mucheyer

Marie Reich (Halle)
Orchestrions in den 1920er Jahren: historische Hintergründe & Musiktitel

Enno Pohl (Halle)
Sinfonie-Jazz-Orchestrion: besondere Herausforderungen bei den Tonaufnahmen

Sebastian Meile (Halle)
Digitales Sampling des Orchestrions

Sarah Anna Ibrahim (Halle)
Moderation

Video zum Projekt: Lucie Lehmann

17.00 Sektempfang im Foyer

18.00 Gesprächskonzert: Notenrollen „Life“ und als Digitalisat
Wolfgang Heisig (Lübbenau), Phonola
Peter Donhauser (Wien), Moderation

Das Symposium wird gefördert von:

Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V.

Förderkreis des Musikinstrumentenmuseums der Universität Leipzig e.V.

Eisenmühle Elstertrebnitz / Jost W. Mucheyer