100 Jahre Radio in Mitteldeutschland und die junge Generation

Polyvalentes Master-Seminar + Übung (Muwi, MuK und MMA)

Golo Föllmer, Gerlinde Frey-Vor

Im Herbst/Winter 2023/2024 blicken wir auf 100 Jahre Radio in Deutschland zurück. Das Projektseminar widmet sich besonders der Entwicklung des Radios in Mitteldeutschland, wo Anfang 1924 die Mitteldeutsche Radio AG (MIRAG) ihre Sendetätigkeit aufnahm. Im Projektseminar sollen sich die Studierenden anhand diverser Quellenbestände selbstständig einen Zugang zu der Entwicklung des Mediums Radio in Mitteldeutschland erarbeiten und ihre Ergebnisse am Ende in einer kleinen Ausstellung mit vertiefenden Audioprodukten und ggf. weiteren Outputs kommunikativ dokumentieren.

Folgende historischen Abschnitte sollen dabei eruiert werden:

  • Vorgeschichte zur Gründung deutscher Radiogesellschaften mit regelmäßiger Sendetätigkeit (Entwicklung der technischen Voraussetzungen, Testsendungen 1920 in Königs Wusterhausen usw.)
  • Gründung und Entwicklung der MIRAG bzw. des MDR von 1924 bis 1933
  • Gezielte Gleichschaltung und Instrumentalisierung des Radios durch die Nazis auch in Mitteldeutschland
  • Neubeginn des Rundfunks nach dem Krieg 1945/46 – 1954 Wiedergründung des MDR
  • Zentralisierung des Rundfunks in der DDR von 1954 – 1989
  • Übergangszeit von 1990 bis Ende 1991
  • Neugründung des MDR Mitte 1991 und Aufnahme Sendetätigkeit Anfang 1992 – Aufbau von 7 neuen Radiosendern, darunter auch MDR LIFE
  • Besondere Themen: Kampf um DT64 und Umbenennung in Sputnik / Eingliederung in den MDR
  • Abschaltung von MDR LIFE und Start von JUMP im Jahr 2000
  • Entwicklung von digitalen Verbreitungswegen (DAB+, Online Radio, Podcasts usw.) und Entstehung von Multiplattform-Audioangeboten (lineares Radio im Zusammenspiel mit non-linearen Angeboten, wie Audiostreams, Podcasts usw.)

Über alle Entwicklungsschritte hinweg soll die Frage gestellt werden, welche Rezipientengruppen durch die Angebote angesprochen bzw. erreicht wurden. Es soll herausgearbeitet werden, welche Rolle dabei die junge Generation der „unter 30-Jährigen“ spielte, wie sie adressiert wurde, wie sie selbst im Programm vorkam und wie durch Impulse junger Menschen Entwicklungen beeinflusst wurden. Besondere Beachtung soll auch der Rolle von Musik in den Radio- und Audioangeboten und bei den Klangkörpern (Orchester, Chor und Kinderchor) der MIRAG bzw. des MDR zukommen.
Teil der Lehrveranstaltung wird ein Recherche-Tag im Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) in Potsdam sein. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, dass sich die Studierenden wichtige Etappen in der Geschichte des Radios mit Fokus auf die jeweilige junge Generation erschließen und ihr Wissen in der Umsetzung einer Ausstellung mit begleitenden Tondokumenten transferwirksam in Medienprodukte übertragen.

Das Modul besteht aus dem wöchentlichen Seminar am Mittwoch um 16 Uhr, einer unregelmäßigen Übung am Freitag ab 10 Uhr und mehreren gemeinsamen externen Terminen, u.a. in Halle und Potsdam.